Samstag, 13. Oktober 2012

Review: Amplifier - Amplifier

Wir schreiben das Jahr 2004, es ist Sommer und schrecklich heiß. Sänger Sel Balamir und seine Band Amplifier bringen in diesen Tagen ihr selbst betiteltes Debütalbum auf den Markt. Auch ohne das schweißtreibende Wetter dürften die Herren feuchte Hemden an sich tragen, denn die Erwartungen an das Trio sind enorm hoch gesteckt. Um im Vorfeld nicht zu übertreiben, beschreibe ich dieses Mega-Debüt mal so: Die Erwartungen wurden erfüllt.

Es ist ja immer so, dass man als Schreiberling mehr als einmal überlegt, wie man ein Debütalbum einer frischen Band denn letztlich bewertet. Die Platte "Amplifier" der Band aus Manchester gibt sich jedoch dermaßen großspurig, dass es Höchstnoten im Minutentakt regnet - da muss man auch kein zweites Mal drüber schlafen. Doch wie so oft im heutigen Musikgeschäft verstummen die vielversprechenden Töne trotz allerlei guter Kritiken. Qualität ist halt leider nicht immer das, was die Leute bewegt.

Acht der zehn vertretenen Songs erstrecken sich über die Marke von fünf Minuten und pendeln sich zwischen Alternative Rock, Grunge und Progressive Rock ein. Dazu erfolgen Melodie- und Gesangslinien, welche für ein Debütalbum mit einer Laufzeit von knapp über einer Stunde eine astronomische Qualitätsstufe erreicht. Dabei folgen stets sehr variable Klangmuster, welche die einzelnen Songs an allen Ecken schmücken, sodass trotz der teils schweren Kost nahezu jeder Song schnell im Kopf hängen bleibt. Apropos Ecken: Diese und viele weitere Kanten gilt es im Sekundentakt auszuweichen, denn die Produktion der Platte ist roh und erdig - passend zum Szenario des Debütalbums.

Der Opener "Motorhead" zeigt bereits deutlich, wie die Band zwischen Härte und Eingängigkeit, Euphorie und Nachdenklichkeit schwankt. Dabei werden die oben genannten Genres zu jeder Zeit unter den Arm geklemmt und drauf losgespielt, so dass es ein wahre Freude ist. Das Songwriting der einzelnen Songs ist stets dynamisch und vor allem progressiv aufgebaut. Es gibt Spannungsbögen, die sich zum Ende hin ins Unermessliche steigern, allen voran bei den beiden Songs "On/Off" und dem abschließenden Highlight "UFOs".

Dabei können einige Tracks wie "Post Acid Youth" oder "Airborne" auch einmal in einem unkontrollierten Twist enden. Ein Hauch von Melancholie versprühen Songs wie "One Last Summer" oder "Old Movies". Progressiven Hammerwürfe warten mit "Panzer" und den bereits oben genannten Tracks auf den Hörer. Es geht aber auch straighter, denn mit "The Consultancy" und "Neon" sind zwei schnelle und bedrohliche Rock-Granaten vertreten, die einen sofort wieder zur Erde zurück bringen. Dabei sei erwähnt, dass das gesamte Potential dieser Band dennoch nur derjenige erfahren wird, welcher der Platte seine entsprechende Zeit gibt. 

Dieses Album bedient Hörer, die sich fallen lassen wollen und dabei nicht vor einer härteren Gangart zurückschrecken. Es ist äußerst schwer, einen Titel hervorzuheben, denn nahezu alle spielen auf gleich hohem Niveau. Ich möchte noch einmal betonen, dass es sich hier um ein Debütalbum handelt, denn die Eigenständigkeit von Amplifier ist bereits auf diesem Album so stark, dass man sie ohne Probleme unter vielen anderen Bands heraushören kann. Das Gerüst wird von den drei Jungs so stark gefestigt, dass bereits jetzt eine markante Spur zu erkennen ist. Dabei ist auch die Stimme des Fronters Sel Balamir erwähnenswert, die tief in die Gefühlspalette greift und trotz des rohen Klangkorsetts Emotionen en masse bietet. Freunde von verspielten und nicht immer leicht zugänglichen Klangstrukturen sind hier also genauso willkommen wie Alternativ-Rocklinge, die es einfach krachen lassen wollen. Genial!

Euer Fibo


Wertung

Tracklist von "Amplifier" 

01. Motorhead (6:16)
02. Airborne (8:30)
03. Panzer (7:03)
04. Old Movies (5:51)
05. Post Acid Youth (6:06)
06. Neon (4:17)
07. On/Off (6:34)
08. The Consultancy (4:59)
09. One Great Summer (5:58)
10. UFOs (7:28)

Weitere Infos

Release: 14.05.2004
Spielzeit: 63:02
Sel Balamir (Gesang, Gitarre)
Neil Mahony (Bass)
Matt Brobin (Schlagzeug)

Band-Kontakt:

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