Sonntag, 5. August 2012

Interview: Panama Picture

Panama Picture ist eine deutsche Post-Rock-Band aus Hamburg und überzeugte 2011 mit ihrem Debütalbum "Oh, Machine" auf gesamter Strecke. Die Besetzung besteht aus Robin Helm (Vocals, Gitarre), Stephan Eschemann (Vocals, Gitarre), Nele Backhaus (Bass), Jannes Eschrich (Schlagzeug) sowie Tim Gabriel (Electronica). Dass dieses frische Projekt ein solch gigantisches Album auf den Markt geworfen hat, darf nicht unbeobachtet bleiben. Hier gibt es nun das erste Interview vom 20. Januar 2012 für euch zu lesen.



Ich grüße euch herzlichst und heiße euch willkommen im Club der jungen und talentierten Bands! Zuerst möchte ich meinen Lesern darüber berichten, dass ihr es anno 2011 geschafft habt, den Fuß in die Musik-Landschaft zu setzen. An dieser Stelle würde ich euch bitten, euch einmal kurz vorzustellen. 

Hi Flo, an dieser Stelle vielen Dank für das Interview! Wir sind Tim an den Synthies, Nele am Bass, Robin am Mic und an der Klampfe, Stief ebenfalls an der Gitarre und am Mikro und meine Wenigkeit (Jannes) am Schlagzeug. 

Wie und wann habt ihr euch als Band kennen gelernt? Oder kennt ihr euch persönlich schon viel länger? 

Kennengelernt haben wir uns alle innerhalb unseres Studiums Ende 2009. Tja, und irgendwie hat die Chemie sofort gestimmt, sowohl menschlich als auch musikalisch. 

Genres und Kategorien sind ja immer so eine Sache. Wie würdet ihr euch selbst "klassifizieren"? 

Wir machen Rockmusik. Vielleicht machen wir auch experimentelle Rockmusik. Eventuell ist es auch Postprogressivemathindieelektrocore?! Aber eigentlich ist es Rock, das trifft es ganz gut ;-) 

Auf eurem Debütalbum "Oh, Machine" tretet ihr sehr selbstbewusst und überzeugend auf. War für euch von Anfang an klar, welches Musik-Genre ihr bedienen wollt? 

Ja, wir hatten tatsächlich einen ziemlich genauen Plan davon, was für Musik wir machen wollen. Für mich persönlich war seit der Veröffentlichung der "Frames" von Oceansize 2007 sofort klar, dass ich eine Progressive-Band gründen muss. Keine Musik der Welt hat mich bisher so beeindruckt, beeinflusst und eingenommen wie dieses Album. Die anderen hatten ebenfalls auf verschiedenste Art und Weise einen Hang zu experimenteller und außergewöhnlicher Musik. Letztendlich flasht jeder von uns auf wirklich jede Art von guter Musik, von Jazz, über Rock, Metal bis Elektro und ja... auch Dubstep! ;-) Das Alles hat Einfluss auf unsere Musik genommen und im Endeffekt kam dabei ein Post-/Progressive-Album zustande. 

Ich möchte fast meinen, dass ihr bereits im Vorfeld ordentlich musikalische Arbeit geleistet habt. Oder hat euch bei "Oh, Machine" einfach nur die richtige Muse zur richtigen Zeit erwischt? 

Klar, jeder von uns war vor Panama Picture in verschiedensten Bands und Projekten beschäftigt. Allerdings war Panama Picture für jeden von uns ein großer Schritt nach vorne. Diese Art von Musik lässt halt nicht im Handumdrehen schreiben, spielen oder proben. Es steckt wirklich ein Haufen Arbeit, Zeit und Disziplin in dieser Band. Aber wir lieben das halt, dafür lohnt es sich! 

Das Cover wirkt auf mich etwas befremdlich und dennoch äußerst inspirierend. Wer hatte die Idee dazu und wer hat es zu Papier gebracht? 

Haha, ja... Die meisten Platten-Cover dieser Genres sehen ja oft aus wie ein Star-Trek-Filmposter! Hauptsache irgendwas mit Atomen oder Chemie oder fremden Himmelskörpern. Uns ist wichtig, dass den Leuten trotz der komplizierten Musik bewusst ist, dass wir ganz normale Idioten sind und dass das nichts mit irgendeinem überirdischen Bullshit zu tun hat. Die Idee einer Collage kam von uns allen und auch der Hirsch (Nele hätte lieber ein Kamel gehabt). Alles was danach passiert ist, kam aus Robins Kopf. Der liebt diesen ganzen Grafikdesign-Kram. 

Steckt dahinter noch ein wesentlich tieferer Sinn, als man auf dem ersten Blick vermuten könnte? 

Naja, das ganze Album verfolgt ja ein Konzept. "Oh, Machine" stellt die Abhängigkeit von Maschinen, Computern und jeglichen technischen Geräten in unserer Gesellschaft dar. Das Ganze kann dann aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen als Kritik, dass man zum Beispiel ohne sein iPhone das Haus nicht mehr verlassen kann. Zum anderen als Homage, dass jeder Mensch seine "Lieblingsmaschine" benutzt, die ihm sein Leben etwas erleichtert. In abstrakter Form ist genau das auf dem Cover zu sehen. 

Was mich schon die gesamte Zeit, seitdem ich eurer Debütalbum höre, interessiert: Wer oder was hat euch zu dem Hammer-Track "Paper City" inspiriert? Der Titel ist der pure Wahnsinn! Das Ding kann doch kaum einfach mal so bei einer Jam-Session entstanden sein, oder? 

Tatsächlich ist "Paper City" der allererste Song, den wir in der Band geschrieben haben. Im Nachhinein denke ich, dass wir zu dem Zeitpunkt einfach was komplett anderes machen wollten, was wir musikalisch noch nie gemacht haben und dadurch ein ziemlicher Brocken Musik entstanden ist. "Paper City" ist definitiv der Song, an dem wir am meisten gebastelt haben, verworfen, wieder umarrangiert und schließlich bei einer elfminütigen Mischung aus Chaos und Melancholie gelandet sind... 

Ihr nutzt im abschließenden Track "If She Had Known / Epilogue" ein Sample mit den Worten des Bürgerrechtlers Mario Savio. Spiegelt sich seine - und damit wahrscheinlich auch eure Meinung - in eurem Albumtitel "Oh, Machine" wider? Oder dient ein solches Sprach-Sample letztlich nur der Atmosphäre? 

Wie gesagt, "Oh, Machine" ist Kritik und Homage zugleich. Das Outro des Albums spiegelt im Gegensatz zum Intro "Insomnia" die kritische Seite der Abhängigkeit zu Maschinen wider. Mario Savio hat dafür meiner Meinung nach genau die richtigen Worte gefunden und da wir ohnehin gerne mit Sprachsamples arbeiten, haben wir mit seiner "Machine Speech" einen runden Abschluss des Albums gefunden. 

Was sind eure Pläne für die Zukunft? Wollt ihr nach der diesjährigen Tour so schnell es geht ein zweites Album aufnehmen oder lasst ihr euch erst einmal Zeit und sammelt euch? 

Wir schreiben seit einigen Monaten wieder intensiv für ein zweites Album, probieren viel aus und experimentieren mit Sounds. Wenn alles gut läuft und uns die Kreativität nicht im Stich lässt, geht's im Herbst ins Studio. Bis dahin werden wir aber auf jeden Fall intensiv touren! Ein paar neue Songs wird's dann übrigens auch schon zu hören geben. 

Wenn ihr euch aus allen verfügbaren Bands ein paar wenige aussuchen dürftet, mit denen ihr zukünftig auf Tour gehen könntet, dann wären es? 

Soulive, Faraquet, The Roots, Deftones und Cake

Abschließend gibt es ein großes Kompliment von mir. Ich staune bei jedem Hördurchlauf immer wieder, dass das Ding in meinem Player ein Debütalbum ist - euer Debütalbum, auf das ihr wahrlich stolz sein dürft. Damit danke ich für das Interview und wünsche eine erfolgreichen Auftakt eurer Deutschland-Tour, auf der wir uns sicherlich sehen werden! Die letzten Worte gehören euch: 

Vielen Dank für die netten Worte und das tolle Interview, Flo! Freunde, wir sind ab Februar wieder auf Tour. Kommt rum, wir freuen uns auf euch!!

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