Montag, 20. August 2012

Review: Periphery - Periphery II: This Time It's Personal

Wo sich Bands wie Textures und vor allem Uneven Structure in einem musikalischen Mix aus Polyrhythmen, Progressive Metal und stochastisch berechneten Integral-Kurven verlieren, setzen die Jungs von Periphery stets und ständig einen Ohrwurm oben drauf. 15 Songs und 70 Minuten Laufzeit - für Langzeitspaß ist auf dem zweiten Album "Periphery II: This Time It's Personal" definitiv gesorgt. Und selbst die Abwechslung kommt dabei nicht zu kurz.

Zuvor möchte ich noch ein paar Worte zu dem Genre loswerden, dem die Herren aus Maryland angehörig sind. Periphery gehört zu der Gruppe weniger Bands, die vor nicht einmal einem Jahrzehnt die neue musikalische Nische "Djent" aus dem Nichts haben entstehen lassen. Hier mal ein paar Adjektive, welche die Attribute dieser neuen Spielart beschreiben: hart, schnell, rhythmisch, progressiv, energiereich, erfrischend neu.

Im Gegenzug zum selbst betitelten Erstlingswerk wurde in Sachen Bombast noch eine Schippe drauf gelegt. So tönen die meisten Riffs einfach noch fieser und brachialer aus den Boxen. Dazu verirren sich jedoch mindestens genau so viele neue Refrains der Spitzenklasse hinzu - zur Freude des Hörers. Dem ein oder anderen mag dies zu technisch, ja vielleicht sogar zu sauber klingen. Meiner einer erfreut sich jedoch an dem druckvollen Klang und der totalitären Science-Fiction-Maske, die schwerfällig über die Boxen gezogen wird. Heftige Gitarrensoli, schnelle Rhythmenwechsel und viele farbige Refrains sind nur die Spitze des Klangwerks, welches hier bis in die Unendlichkeit zelebriert wird.


Die eingangs beschriebene Abwechslung gibt es allerdings nicht nur in Form einer langen Spielzeit, sondern auch in Form der Songs selbst. Nahezu jeder Titel ist im Besitz verschiedener Hooklines und Melodien, die äußerst einprägsam sind. Alles beginnt mit dem anfangs ruhigen Song "Muramasa", welchen Sänger Spencer Sotelo mit seiner Stimme in zwei gleichförmige Teile zerschneidet. Der erste große Titel "Have A Blast" kommt mit seinem Mörder-Refrain gleich im Anschluss, welcher angesichts der Länge des Songs leider viel zu kurz kommt, dafür Eingängigkeit bis zum Abwinken parat hat. Gleiches gilt für das folgende "Facepalm Mute", dem ungebändigten Brocken "Ragnarok", welcher vor allem ab der Hälfte in mindestens eintausend Einzelteile geschrien wird, dem gefährlich harten "Make Total Destroy" sowie dem soften und eingängigen Schnittchen "The Gods Must Be Crazy!".

Meine persönliche Lieblinsgranate zündet in dem sechs minütigem Track "Erised", welcher nicht nur eingängig, sondern im Widerspruch auch extrem variabel ist. Das abschließende Solo von John Petrucci von Dream Theater zieht den Song dann in wackelige Höhen - klasse! Auch das tragende "Mile Zero" oder das abschließende "Masamune" müssen erwähnt werden, da vor allem letzterer Track nicht nur eine gesangliche Bandbreite auffährt, sondern als Art Reprise mehrere Parts des Albums in abgewandelter Form neu aufgreift. Die Verkettung der Song-Dichte wird damit perfekt gemacht.

Doch auch solche Melodie-Monster wie "Scarlet" und "Luck As A Constant" oder die kleinen elektronischen Interludes wie "Epoch" zeigen ihre Wirkung im Gesamtbild. Da sitzt einfach jedes noch so kleine Experiment und es macht einfach Spaß, den Jungs bei der Arbeit zuzuhören.

Wer von dem frischen Genre namens Djent noch nie etwas gehört hat, dennoch Bands wie Scar Symmetry oder Animals As Leaders kennt und schätzt, sich nicht an der Stimme von Spencer Sotelo stört und generell offen für neuzeitliche Experimente ist, der findet mit "Periphery II: This Time It's Personal" ein gewaltiges Brett mitsamt eingängigen Melodien, die einen so schnell nicht wieder loslassen werden.

Euer Fibo

Wertung

Tracklist von "Peryphery II: This Time It's Personal"

01. Muramasa (2:51)
02. Have A Blast (5:55)
03. Facepalm Mute (4:54)
04. Ji (5:15)
05. Scarlet (4:09)
06. Luck As A Constant (6:05)
07. Ragnarok (6:36)
08. The Gods Must Be Crazy! (3:38)
09. Make Total Destroy (4:27)
10. Erised (6:13)
11. Epoch (2:11)
12. Froggin' Bullfish (5:06)
13. Mile Zero (5:31)
14. Masamune (6:09)

Weitere Infos

Release: 29.06.2012
Spielzeit: 68:54
Spencer Sotelo (Gesang)
Misha Mansoor (Gitarre)
Jake Bowen (Gitarre)
Mark Holcomb (Gitarre)
Adam Getgood (Bass)
Matt Halpern (Schlagzeug)

Band-Kontakt:

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