Montag, 2. Juli 2012

Review: ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Tao Of The Dead

Kategorisierungen vorzunehmen, ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Viele Genres sind bereits vermischt und vermischen sich weiter mit anderen Genres. Dabei entstehen neue Klassen und Unterkategorien, an die vor ein paar Jahren so noch niemand gedacht hätte. Bands traditionell zu klassifizieren wird damit immer schwerer. Vor allem, wenn es sich um wandelbare Bands handelt, wie ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead eine ist.

Das vorliegende Album entzückt definitiv, lässt sich aber wirklich nur mühevoll beschreiben. Es ähnelt einem Klanggemälde, welches ein altes Bildnis nicht nur mit verschiedensten Farben neu bestreicht, sondern mitunter daran versucht ist, gleich das gesamte Bild auszuwechseln. Dabei bleibt im wahrsten Sinne des Wortes alles in einem bestimmten Rahmen - gerockt wird nämlich an jeder Ecke. 

Schaut man auf die Spielzeiten der Tracks - der opulente, letzte Titel namens "Tao Of The Dead Part Two: Strange News From Another Planet" mal ausgenommen - haben wir eine durchschnittliche Dauer von knapp drei Minuten pro Song. Das sich in dieser kurzen Zeit dennoch ein verworrenes, progressives Gefühl entwickelt, liegt an der Aneinanderreihung der Titel. Nur wenige lassen sich im Einzelnen als komplette Titel definieren, meistens wirken sie mit ihrem Titel zuvor und danach am stärksten. Dabei sollte beachtet werden, dass die ersten elf Titel den ersten Teil und der letzte Song den zweiten Teil des Konzeptes darstellen. 


Der Opener "Introduction: Let's Experiment" ist ein klassischer Intro-Titel, welcher sich von der Lautstärke her steigert und in das folgende "Pure Radio Cosplay" überleitet, bei dem es ebenfalls noch recht gediegen zu geht. Der Songaufbau ist seicht, der Gesang rapide und die schnellen Drums stehen im Wechsel mit den harmonischen Gitarren. Der Titel wird an spätere Stelle nochmals leicht verändert ("Pure Radio Cosplay (Reprise)") aufgegriffen. Die Keyboardmelodien wirken ein wenig schräg, im Zusammenspiel mit den rauen Gitarrenriffs erzeugt das Quartett eine recht befremdliche Klangwelt, die für experimentierfreudige und aufgeweckte Hörer zwar zum Erkunden einlädt, dennoch eine Weile braucht, bis deren Schönheit erkennbar wird. 


Das folgende "Summer Of All Dead Souls" zeigt dann erneut, wie verrückt Musik sein kann. Ein einfacher, schneller und treibender Bass mit sich abwechselnden Drum- und Gitarrenparts, welche in die rockige Strophe überleiten. Gegen Ende wird der Titel verzerrt und mündet in das zuerst ruhige "Cover The Days Like A Tidal Wave". Der Beginn erinnert mich ein wenig an die Foo Fighters, der Mittelteil dann wieder an "KI" von Devin Townsend. Der aufkommende Sturm nach der Hälfte vertreibt diese Illusion jedoch schnellstens und lässt laute, aber angenehme Riffs die Oberhand ergreifen. Als Hörer erlebt man ein ständiges Auf- und Ab, gepaart mit vielen verschiedenen Effekten und Soundspielereien. Gleiches wird dann bei "The Fall Of The Empire" fortgesetzt. 

Mit "The Wasteland" kommt dann eine kleine Ausnahme, was das bisherige Sound-Szenario anbelangt. Recht chillig und rhythmisch ausgeglichen sind diese zweieinhalb Minuten jedoch schneller vorbei, als man den Bandnamen aussprechen kann. "The Spiral Jetty" ist ein wunderschönes, aber sehr kurzes Interlude (oder doch ein eigenständiger Song?), doch verzerrte Gitarren brechen den Song recht schnell ab. In "Weight Of The Sun (Or The Post-Modern Prometheus)" kehrt zunächst die Eingängigkeit zurück, zumindest was das Arrangement anbelangt. Hier lassen sich bereits beim ersten Hören Strophe und Refrain auseinander halten. Der Refrain beinhaltet viel Energie und geht richtig wirklich gut nach vorn. Nach dem folgendem Reprise folgt mit "Ebb Away" im Vergleich ein recht geruhsamer und einfacher Titel, welcher in das abwechslungsreiche und schnelle Instrumental "The Fairlight Pendant" überleitet. 


Das große Highlight haben sich die Herren jedoch bis zum Schluss aufgehoben. Der zweite Teil "Tao Of The Dead Part Two: Strange News From Another Planet" beinhaltet fünf weiter Songs, die allerdings unter diesem einen zusammengefasst sind und über eine viertel Stunde andauern. Hier wird musikalisch einiges geboten, zudem wirkt der Titel für mich runder als der Rest des Outputs. Was also bleibt, ist ein Album, welches sich weder an einem Stück völlig rund anhört, noch im einzelnen große Songs herausstechen, da es kaum Schwankungen in der Qualität der einzelnen Titel enthält. Eher wirkt "Tao Of The Dead" wie ein großes Puzzle, welches man sich selbst zusammen bastelt. Es ist ein verrücktes, ein schönes, aber auch ein anstrengendes Album, welches sich nicht so gern in eine Kategorie stecken lässt. Freunde von rockiger und vor allem experimenteller Musik werden sich hier sehr wohl fühlen.


Euer Fibo


Wertung

Tracklist von "Tao Of The Dead"

01. Introduction: "Let's Experiment" (2:24) 
02. Pure Radio Cosplay (5:26) 
03. Summer of All Dead Souls (4:17) 
04. Cover The Days Like A Tidal Wave  (2:51) 
05. Fall Of The Empire (2:28) 
06. The Wasteland (2:33) 
07. The Spiral Jetty (1:48)
08. Weight Of The Sun (Or The Post-Modern Prometheus) (2:19)
09. Pure Radio Cosplay (Reprise)
10. Ebb Away
11. The Fairlight Pendant
12. Tao Of The Dead Part Two: Strange News From Another Planet (16:32)

Weitere Infos 

Release: 04.02.2011 
Spielzeit: 52:22 
Conrad Keely (Gesang, Gitarre, Schlagzeug)
Jason Reece  (Gesang, Gitarre, Schlagzeug) 
Kevin Allen (Gitarre) 
Danny Wood (Bass)
Doni Schroeder (Schlagzeug) 
David Longoria (Electronica)

Band-Kontakt

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