Sonntag, 22. Juli 2012

Review: Fourteen Twentysix - In Halflight Our Soul Glows

Mehr Songs, die jedoch allesamt wesentlich kürzer sind als diejenigen vom Erstling "Lighttown Closure" - und trotzdem haben wir hier eine Komplexgranate mit einem enormen Schallradius. Wo Fourteen Twentysix auf ihrem Debüt noch einige wenige Durststrecken verzeichneten, kommt das zweite Studioalbum "In Halflight Our Soul Glows" mit einem sympathischen Winken um die Ecke, nur um wenige Sekunden später nach der Seele des Hörers zu greifen.

Das dieses Konzept auch so funktioniert, liegt letztlich an niemand anderen als an der Kreativität der Band selbst. Den Seelengriff konnte das Debütalbum von 2010 zwar auch schon wunderbar, doch hier wird noch eine ganze Ecke kräftiger zugelangt. Ist die Platte einmal im Besitz der inneren Ruhe, lässt diese einen so schnell nicht wieder los. Die Melodie, die im Intro "Echo" noch gleichsam im Takt wippt, fällt spätestens im Gedankendschungel namens "Summer Snow" einmal mehr aus allen Fugen. Durch die kurzen und knackigen Längen der Titel dringen diese schneller ins Ohr, drin liegen bleiben sie allerdings wie schon beim Vorgänger erst nach mehreren Durchgängen.

"Decelerate" verblüfft mit einer zuckerweichen Melodie, die sich zum Ende hin nicht zwischen Melancholie und Hoffnung entscheiden kann. Das folgende "For A Second" fährt diese Schiene gekonnt weiter und auch "Sleepwalker" vermag die Gehirnwindungen auf eine angenehme Art und Weise umzudrehen. Allein diese ersten Songs sind es, die einen gewaltigen Entwicklungsprozess aufzeigen und eigene Sphären wie aus dem Nichts entstehen lassen. Abstrakt und surreal - damit lassen sich die Töne von Fourteen Twentysix tatsächlich am besten beschreiben. Neu sind die vielen kleinen Interludes, die das Album an verschiedenen Ecken zusammenhalten. 

So kommt nach dem Intro mit "Noon" das zweite musikalische Kit, welches in den geisterhaften, verträumten und wunderschönen Brocken namens "Hollow" überleitet. Hier stehen die Synthies stärker denn je im Vordergrund und auch die stimmliche Leistung von Sänger Chris van der Linden erreicht hier neue Höhen. Wer sich auch nur im Entferntesten an Bands wie A Perfect Circle klammert, wird mit "Fall From Gravity" sofort warm werden. Aber auch ohne diese positive Assoziation: Was Musik gefühlstechnisch bewirken kann, beweist hier bereits das Intro. "Fall From Gravity" transportiert eine gleichsame Wärme, die sich wie ein Mantel über zugefrorene Seelen legt. Greifbar und unfassbar zugleich. 

Dies gilt auch für Gastsänger Mick Moss von Antimatter, der seine Stimmenfrequenz bei "Every Line" ausleben darf. Auch wenn Ausschläge in der Qualität des Albums an sich nur schwer auszumachen sind: "Every Line" dürfte was das Songwriting, die stimmliche Präsenz und musikalische Qualität anbelangt, einer der bisherigen Höhepunkte in der Karriere von Fourteen Twentysix sein. Den Herzschlag reanimiert das nächste Zwischenspiel "Rush_Run" inklusive Zuckerhütchen namens Vera Dirkx von der Band Digital Orchestra, die dem Ganzen den nötigen Glanz verleiht. 

Der Übergang ist fließend und so findet die Vorab-Single "Little Diamonds" den perfekten Zeitpunkt, um zu zünden. Bleibt das futuristische und sphärische Interlude "Halflight", welches den Weg für den letzten großen Song ebnet. "The Crossing" bleibt dem elektronischen Funkeln des Debütalbums vollständig treu. Im modernen Gewand bereitet das kurze Interlude "23:59" auf den ebenfalls kurzen, aber wunderschönen Abgesang "Funeral Fire" vor. 

Es ist genau die gleiche Mechanik wie schon beim Erstling. Die Songs funktionieren im Einzelnen enorm gut - im Gesamtbild jedoch wirken diese noch einmal viel größer. So strahlt "In Halflight Our Soul Glows" eine turmhohe Präsenz aus. Was nur wenige Alben schaffen, wird hier Wirklichkeit, denn nahezu jede Ecke ist vollgestopft mit musikalischen Details, kleinen Träumereien und lyrischen Druckpunkten. Der Effekt, dass das Ende der Platte gleichzeitig Anfang der Platte ist und diese damit an jeder Stelle beliebig gestartet werden kann, ist nur eines von vielen Dingen, die "In Halflight Our Soul Glows" zu einem verdammt großen Stück Kunst werden lassen. Starke vier Punkte - klasse!


Euer Fibo

Wertung


Tracklist von "In Halflight Our Soul Glows"

01. Echo (1:45)
02. Summer Snow (3:32)
03. Decelerate (3:39)
04. For A Second (3:25)
05. Sleepwalker (4:07)
06. Noon (1:14)
07. Hollow (4:48)
08. Fall From Gravity (3:56)
09. Every Line (5:18)
10. Rush_Run (1:50)
11. Little Diamonds (4:53)
12. Halflight (1:44)
13. The Crossing (5:49)
14. 23:59 (1:37)
15. Funeral Fire (1:35)

Weitere Infos

Release: 29. Februar 2012 
Spielzeit: 49:11 
Chris van der Linden (Gesang, Gitarre, Electronica)
Jelle Goossens (Gitarre, Electronica) 
Martijn Jorissen (Bass, Electronica)
Tom van Nuenen (Gitarre, Electronica, Gesang)
Jeroen Dirrix (Schlagzeug, Electronica)

Weitere Reviews

Lighttown Closure

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