Donnerstag, 6. September 2012

Review: The xx - Coexist

Nach drei Jahren Funkstille kommen die Überflieger von 2009 zurück auf die Bühne. "Coexist" heißt das zweite und gleichzeitig lang herbei gewünschte Album der britischen Indie-Combo The xx. Im Vorfeld kann ich bereits verraten, dass sie sich ihrer markanten Handschrift zu einhundert Prozent treu geblieben sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies leider auch, dass "Coexist" nichts Neues mit sich bringt und damit den hohen Erwartungen nicht gerecht werden kann.

Wobei ich an dieser Stelle meine eigenen Worte etwas umformulieren möchte, denn die Sache ist schließlich folgende: Das Album kann den Erwartungen gar nicht gerecht werden, da die Erwartungen im Vorfeld alle Stränge überschlagen haben dürften. Diejenigen, und dazu zähle ich mich auch, die sich in den Erstling "xx" aufgrund der Atmosphäre und Verträumtheit sowie der bereits zu diesem Zeitpunkt bandtypischen Handschrift verliebt hatten, konnten sich bis zum heutigen Tag ein Nachfolgewerk nicht so richtig vorstellen. Denn um nach einem solch gigantischen Start noch einen drauf zu setzen, müsste sich die Band gleich nochmal neu erfinden. Doch im Hause xx hat sich musikalisch niemand so recht neu erfunden, geschweige denn überhaupt weiterentwickelt. Dadurch muss man objektiv gestehen, dass der zweite Teil der Bandhistorie einem Aufguss des ersten Teils gleicht - neue Innovationen sucht man nämlich vergebens.

Das mag jetzt härter klingen, als es in Wirklichkeit ist, denn die Songs bedienen auch jenes Klientel des ersten Teils und unterhalten vor allem in den dunklen Abendstunden wieder einmal grandios. Dabei ist das Album tatsächlich noch ruhiger geworden, was aufgrund der Minimalistik des ersten Werkes eigentlich kaum noch zu übertreffen war. Doch bereits der Song-Vorbote "Angels", welcher auch gleichzeitig der Opener der Platte ist, kommt wesentlich sanftmütiger und ruhiger daher, als es "Crystalised" seiner Zeit war.


Diesen Weg geht auch das folgende, äußerst sphärische und melancholische, wenngleich schnellere "Chained" - und nahezu alle anderen Songs des Albums. "Fiction", "Reunion" und "Sunset" beschleunigen die geträumte Schönheit ebenfalls um ein paar Knoten, doch allesamt versinken die Songs in der warmen Betrübtheit, die wir seit den ersten Tönen, die von The xx an die breite Öffentlichkeit gegeben wurden, kennen und lieben. Dass manche Songs dabei sogar tanzbar sind, zeigt die stets vorhandene leichte Verrücktheit, welche handelsübliche balladeske Texte in eine reißfeste Folie der Melancholie einwickelt und mit elektronischen Spielereien verziert. Das hört sich klasse an? Ist es auch, nur kommt es eben weder überraschend noch ist es zu irgendeiner Sekunde innovativ.

Es ist unter diesen Umständen wieder einmal schwierig, echte Highlights heraus zu fühlen, da das Album - wie bereits der Erstling - aus einem Guss gewachsen ist. Mein persönliches Großlicht ist das extrem gefühlvolle und mit einem grandiosen Twist versehene "Reunion". Aber auch die bereits genannten Songs sowie das gleitende "Swept Away" oder das kleine Beat-Bass-Monster "Tides" sind Lichtblicke, die typischer für The xx nicht sein könnten. Doch ich bin mir sicher, dass es trotz dieser Fähigkeit viele der Wartenden da draußen gibt, die nach den ersten Durchläufen enttäuscht sein werden.

Im Klartext: "Coexist" mag nicht die gewünschte Steigerung geworden sein, die es nach "xx" vielleicht hätte werden können. Doch es ist ein weiterer Trip durch eigene Gedankenwelten, die einem durch die natürlich weiterhin vorherrschenden Trademarks der Band extrem bekannt vorkommen. Ich hatte es zumindest zuvor bei noch keinem Album, das gleiche Emotionen und Gedanken empor steigen, die mich zu Zeiten des Vorgängeralbums beherrscht hatten. Dies ist der ultimative Beweis für dieses hauseigene Konzept, welches musikalisch auch auf "Coexist" keine Bäume ausreißt, doch in den tiefgründigen Momenten unglaubliche Welten erbaut - nur gab es das in frischerer Form bereits anno 2009.

Euer Fibo

Wertung


Tracklist zu "Coexist"

01. Angels (2:53)
02. Chained (2:49)
03. Fiction (2:58)
04. Try (3:17)
05. Reunion (3:59)
06. Sunset (3:39)
07. Missing (3:36)
08. Tides (3:02)
09. Unfold (3:04)
10. Swept Away (5:01)
11. Our Song (3:15)

Weitere Infos

Release: 07.09.2012
Spielzeit: 37:33
Romy Madley Croft (Gesang, Gitarre)
Oliver Sinn (Gesang, Bass)
Jamie Smith (Schlagzeug, Electronica)

Weitere Reviews:

xx

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2 Kommentare:

  1. also ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dem, was du schreibst, überhaupt nicht zustimme. ich finde, du solltest dir das album ausführlicher anhören, denn dann würdest du feststellen, dass the xx sich deutlich weiterentwickelt, oder besser gesagt, verändert haben. das mag für jeden anders ausfallen, mir gefällt es weniger. aber es stimmt nicht, dass sie gleich geblieben sind. nur angels passt in das erste album rein. xx ist das beste album der welt, the xx hätten's gar nicht mehr toppen können!

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  2. Auch wenn ich COEXIST ziemlich geil finde, merke ich von einer Weiterentwicklung eher wenig. Da kann ich der Review in soweit zustimmen. THE XX haben sich hier meiner Meinung nach zu stark auf ihr erstes Album verlassen - ich hatte tasächlich etwas mehr erwartet!

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Ich bitte trotz aller Subjektivität sachlich zu diskutieren. Danke!