Sonntag, 2. September 2012

Review: The xx - xx

Für eine Independent-Band, wie sie The xx ist, laufen die Strapazen während der Release-Phase ihres ersten Albums "xx" zur Hochform auf. Zu diesem Zeitpunkt sind die jungen Damen und Herren nur den Wenigsten der Wenigen bekannt, doch der Korken der Champagner-Flasche wackelt bereits mit größter Anspannung. Und ja: Nach der Vorab-Single "Crystalised" und dem erfolgreichen Release dürfte dieser berechtigt ins Unendliche geflogen sein.

Über Nacht werden The xx zu den Überfliegern des schwimmenden Königreiches und das völlig zu Recht, denn sie haben hier etwas äußerst einprägsames und leicht innovatives geschaffen. Nahezu jeder der elf Songs hat seinen bestimmten Charme, stetig mit der zu dieser Zeit bereits vorhandenen Handschrift der Bandmitglieder gepaart. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Dinge für manche Bands fügen, sodass sich große musikalische Erkennungsmerkmale innerhalb weniger CD-Rotationen im Gehörgang einnisten.

Vorab gab es recht wenig Gerede, doch gerade in England ähnelt Mundpropaganda einem Lauffeuer, welches beim Album-Release von The xx entfacht werden konnte und die vier Briten damit direkt auf den dritten Rang der Charts beförderte. Für das erste Album einer Independent-Band mit typischem Indie-Label ist dies aus dem Stand ein beachtlicher Erfolg. Dabei gab es keine überzogenen Vorab-Hypes oder ungerechtfertigten Lorbeeren, hier passt einfach alles zu allem und das zu jeder Sekunde.


Von einer riesigen Eisscholle aus betrachtend könnte man sagen, dass es einfach ist, durch das Loch in die Unendlichkeit des schwarzen, kalten Wassers abzutauchen. So verhält es sich auch mit dem Album "xx". Doch wo war da gleich nochmal der Ausgang? Da hilft nur die Repeat-Taste! Die Langlebigkeit verdankt die Platte der Kürze der elf Songs. Das mag im ersten Moment vollkommen widersprüchlich klingen, die Songs selbst sind jedoch allesamt so prägnant und knapp wie möglich gehalten, dass man gleich noch eine Runde drehen möchte. Und noch eine. Dabei funktionieren die Songs im Einzelnen genauso gut wie im Gesamtbild. Ob ein fröhliches "Islands", ein zuckersüßes "Heart Skipped A Beat" oder ein an "Wicked Game" von Chris Isaak erinnerndes "Infinity" - alle hinterlassen ihre ganz eigene Motivation.

Der Wirkungsradius ist trotz des Minimalismus sehr hoch, sodass es recht schwierig ist, einige Song-Highlights herauszupicken. Dazu kommt die Art und Weise der Instrumentalisierung, die tontechnisch nicht von dieser Welt zu kommen scheint, denn die Songs verschleiern ihre wahre Schönheit durch facettenreiche Arrangements, die mit einer minimalen Aufwandsentschädigung betrieben werden. Die Faszination hinter dem Gehörten ist groß und keiner der Songs nutzt sich dadurch in irgendeiner Form zu schnell ab. So vertröstet diese Tatsache auch über die leider etwas kurze Spieldauer von 38 Minuten hinweg. 

Auch wenn es schwierig erscheint, eine aussagekräftige Nummer herauszupicken, ist ein Song wie "Crystalised" die wohl vernünftigste Wahl für eine erste Auskopplung gewesen. Obwohl nahezu jeder Song seine feste Songstruktur nach außen stülpt, ist es dennoch schwierig, sie greifen und erklären zu können. Wo die Wissenschaft versagt, regiert bekanntlich die Fantasie und diese braucht es auf "xx" auch, denn wenn Momente wie der einfach betitelte Opener "Intro", das folgende "VCR", das passend betitelte Liedchen "Fantasy" oder eine für diese Verhältnisse schnelle Nummer namens "Night Time" erklingen, werden die Synapsen gelockert. Alle Songs sind durchgängig mit weichen Gitarren und Synthies bedeckt. Gleiches gilt für den Gesang, der ohne großes Spektakel tief unter die Haut gehen kann - hier steht Tagträumen tatsächlich an der Tagesordnung. 

Abschließend kann ich sagen, dass ich beim Hören ständig das Gefühl habe, etwas Neues, etwas Innovatives, etwas noch nie Dagewesenes zu hören. Sicherlich schaut auch dieser Silberling von außen betrachtet wie jede andere CD aus und natürlich sind die Songs an sich zu keinster Zeit bombastisch inszeniert - und dennoch bleibt dieser Eindruck bis zum letzten Track bestehen. Vor dieser Leistung darf - nein, muss man sich verbeugen!

Euer Fibo

Wertung


Tracklist von "xx"

01. Intro (2:08)
02. VCR (2:57)
03. Crystalised (3:22)
04. Islands (2:41)
05. Heart Skipped A Beat (4:02)
06. Fantasy (2:38)
07. Shelter (4:30)
08. Basic Space (3:08)
09. Infinity (5:13)
10. Night Time (3:37)
11. Stars (4:23)

Weitere Infos

Release: 17.08.2009
Spielzeit: 38:35
Romy Madley Croft (Gesang, Gitarre)
Oliver Sinn (Gesang, Bass)
Jamie Smith (Schlagzeug)
Baria Qureshi (Gesang, Electronica)

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